Einstellung von Lehrkräften

Schule – Clash von Jugendlichen und Senioren!
LSV Berlin für mehr junge Lehrkräfte

Wie die LSV Berlin amüsiert feststellen muss, hat die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport (senbjs) anscheinend etwas gegen junge Lehrer. Warum sonst werden so wenig neue Lehrkräfte (worst case: 140) zu Beginn des Schuljahres 2005/2006 eingestellt?
Das Durchschnittsalter der Berliner Lehrkräfte bleibt konstant nahe an 50 Jahren dran. „Man sollte nicht den Fehler begehen zu glauben, Menschen, die in der Mitte ihres Leben stehen, könnten Schülern besser zum Bildungserfolg verhelfen als Studiumsabsolventen. In der Wirtschaft geht der Trend zu einem jüngeren Altersdurchschnitt bei den Arbeitnehmern, Lehrer können in der Regel noch über Erfahrungen von vor zwei Generationen aus dem Nähkästchen plaudern“, mokiert sich Stephan Ruhland, Koordinator der LSV Berlin.

In der Wirtschaft ist der Trend zu verurteilen, da dadurch wichtiges Fachwissen auf Eis gelegt wird. Bei Lehrern ist der Trend dagegen katastrophal, da die Krankenstände in dieser Berufsgruppe am höchsten sind und die Berliner Lehrkräfte noch mehr von chronischen Krankheiten betroffen sind als die Kollegen in anderen Bundesländern. Auf die 105 % Lehrkraftkapazität kommt die senbjs beim besten Willen nicht. Sven Grothe, Mitglied des Vorstands des Bezirksschülerausschusses und des Bezirksschulbeirats von Marzahn-Hellersdorf, stellt fest: „Der Fehler liegt in der Berechnung der Lehrerkapazitäten, da die Lehrer pro Schüleranzahl berechnet werden und das nicht fachspezifisch geschieht.“ Dadurch kommt es immer wieder zu monatelangen Ausfällen in Fächern, in denen es wenige Lehrkräfte gibt. Besonders bitter ist das für Abiturienten, die seltenere Leistungskurse wie z.B. Russisch belegt haben. In Hinblick auf das kommende vereinheitlichende Zentralabitur kündigt sich an, dass in Berlin neben den auch in anderen Bundesländern üblichen Selektionsfaktoren einer dazu kommt: Verfehlen des Bildungserfolgs durch nicht erteilten Unterricht.

Sarkastisch fügt Stephan Ruhland hinzu: „Berlin glänzt nicht nur durch hohe Numeri Clausi, nein, auch an Schulen soll gute Bildung nur noch den sozioökonomisch besser Gestellten möglich sein – bei der Nachhilfe! Das ist keineswegs eine Maßnahme, die zu Bildungsgerechtigkeit beiträgt.“ Die im Schulgesetz festgeschriebene Möglichkeit, notfalls eine Lehrkraft temporär an der Stelle eines erkrankten Lehrers einstellen zu können, kann von vielen Schulen gar nicht erst wahrgenommen werden, da diese Lehrer erst einmal 9 Monate chronisch krank gewesen sein müssen, eh diese Regelung in Kraft treten kann.

Rückfragen bitte an Stephan Ruhland (0173-6335641, stephan at lsv-berlin de)

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